Trends, Trends, Trends – Nichts ist so konstant wie der Wandel

Die Welt wird von verschiedenen Trends geformt, allen voran den Megatrends. Megatrends beschreiben komplexe Veränderungsdynamiken, welche die Gesellschaft mehr als zehn Jahre prägen. Sie können genutzt werden, um die Komplexität der Veränderungen verständlicher zu machen. Megatrends wirken auf allen Ebenen der Gesellschaft und beeinflussen damit Unternehmen, Institutionen und Individuen.

Es gibt sicherlich nicht den einen richtigen Weg, wie man mit Megatrends umgehen soll. Für Unternehmen ist es essenziell, die mit den Trends verbundenen Chancen & Risiken frühzeitig zu analysieren. Unternehmen, welche über keine Ressourcen für ein Trendmanagement verfügen, können den Trendimpactradar des BEI nutzen, welcher jährlich aktualisiert alle relevanten Mega-, Makro- und Mikrotrends sowie deren Impact auf den verschiedensten Unternehmensebenen (vom Kunden über die Strategie bis hin zur Systemebene) analysiert. Im Folgenden zeigen wir ausgewählte Megatrends und dazu passenden Makro- & Mikrotrends. Wir fokussieren uns dabei auf die Megatrends Gesundheit und Nachhaltigkeit, da sie sich durch die Krisen der letzten zwei Jahren (z. B. Corona-Pandemie) in der Gesellschaft sehr präsent waren bzw. auch durch Regulatorik forciert wurden.

Megatrend 1: Sustainability

Biomärkte, EU-Plastikverordnung, Energiewende – der Megatrend Nachhaltigkeit durchdringt alle Bereiche unseres täglichen Lebens. Ob persönliche Kaufentscheidungen, gesellschaftliche Werte oder Unternehmensstrategien – auch wenn er nicht immer auf den ersten Blick erkennbar ist, entwickelt er sich nicht zuletzt durch Regulierungen in der EU (CSRD) und technologische Innovationen immer mehr zu einem der stärksten Treiber unserer Zeit. In Europa z. B. zwingt die Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR) Unternehmen, ihr Handeln nachhaltig auszurichten. Einerseits stehen viele Banken unter gesetzlichem, regulatorischem und ethischem Druck, die Finanzierung fossiler Brennstoffe schneller als bisher zu reduzieren. Andererseits kann ein klimafreundliches Bankgeschäft auch eine neue Quelle für Wertschöpfung und Ertragswachstum sein.

Der Megatrend sorgt nicht nur für eine Neuausrichtung globaler gesellschaftlicher, kultureller und politischer Werte. Er verändert das unternehmerische Denken und Handeln in seinen elementaren Grundlagen.

Es geht nicht nur um Nachhaltigkeit im Kontext von Ökologie, sondern auch um Sinn-Ökonomie (Warum und für wen?). Hinter Nachhaltigkeit verbergen sich Achtsamkeit, Gemeinwohl (Good Citizenship) und viele weitere Themen, die einen Gegenpol zu Profitmaximierung und grenzenlosem Wachstum setzen. Der Megatrend hat z.B. mit dem Trend der Sinnwirtschaft einen starken Einfluss auf Arbeitgeber, Arbeitsplätze zu schaffen, die Sinn beinhalten und den Ansprüchen der Mitarbeiter gerecht werden.

Makro- & Mikrotrends im Kontext des Megatrend Sustainability

Der Makrotrend Sustainable Finance[1] bezieht sich auf jede Form von Finanzdienstleistung, die Umwelt-, Sozial- und Governance-Kriterien (ESG) in Geschäfts- und Investitionsentscheidungen zum nachhaltigen Nutzen der Kunden und der Gesellschaft als Ganzes integriert. Eine Finanzdienstleistung gilt als nachhaltig, wenn sie den Übergang von Wirtschaft und Gesellschaft zur Nachhaltigkeit finanziell unterstützt und beschleunigt. Die Finanzierung einer nachhaltigen Wirtschaft erfordert, dass das Finanzsystem den Übergang zur Nachhaltigkeit ermöglicht und gleichzeitig die Finanzierung schädlicher Aktivitäten reduziert.

Als wichtige Wachstumsmotoren der Weltwirtschaft spielen Banken in ihren vielfältigen Rollen als Finanzmarktintermediäre, Vermögensbesitzer, Investoren und Arbeitgeber eine entscheidende Rolle bei der nachhaltigen Finanzierung. Banken können dazu beitragen, Kapital in wirtschaftliche Aktivitäten zu lenken, die sich positiv auf die Gesellschaft auswirken, und neue Verhaltensweisen bei Kunden und Geschäftspartnern fördern. Viele Banken nutzen ihre Macht und ihren Einfluss, um ihr Engagement in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (ESG) zu verstärken. Sie beteiligen sich an Branchengremien, die kontinuierlich an der Verbesserung der Bilanzierungs- und Berichterstattungsstandards für Klimarisiken arbeiten, darunter die Task Force on Climate-Related Financial Disclosures (TFCD), die Partnership for Carbon Accounting Financials (PCAF) und die neu gegründete Net-Zero Banking Alliance. Weltweit haben sich Banken verpflichtet, Kapitalströme in grüne Projekte zu lenken und ihr Portfolio-Exposure gegenüber Kohlenstoffemissionen zu reduzieren.

Dem Makrotrend Sustainable Finance kann auch der Mikrotrend Impact Investing zugeordnet werden. Beim Impact Investing berücksichtigen Investoren zunehmend Umwelt-, Sozial- und Governance-Aspekte, da diese für die Analyse und Entscheidungsfindung finanziell relevant und nützlich sein können. Es wird erwartet das sich Investoren verstärkt aktiv für die Identifizierung und Bewältigung von Nachhaltigkeitsproblemen in Bereichen wie Klima, Ungleichheit und Gesundheit einsetzen.

Ein weiterer Makrotrend im Kontext von Sustainability ist Green Tech[2]. Milliardenschwere Initiativen wie der „European Green Deal“ der EU und der „Climate Plan“ des neuen US-Präsidenten Joe Biden treiben das Thema voran und eröffnen Unternehmen Wachstumsperspektiven. Investitionsprogramme zur Erreichung der Klimaziele sind ein Teil davon, wie Banken diesen Trend aufgreifen oder sogar neue Banken gegründet werden, die sich ganz den SDGs (Sustainable Development Goals) verschrieben haben, wie z.B. die Bank Radicant oder die HypoVereinsbank. Green Tech bezeichnet dabei Technologien, die darauf abzielen, Umweltbelastungen von vornherein zu vermeiden, zu verringern oder bereits entstandene Schäden zu beheben. Darüber hinaus hilft der Einsatz von Green Tech Unternehmen, effizienter mit knappen und teurer werdenden Rohstoffen umzugehen. Innovative digitale Lösungen für mehr Nachhaltigkeit im gesamten Unternehmen werden entlang der Wertschöpfungskette umgesetzt. Datengetriebene Projekte, eine nachhaltige Technologiestrategie und mehr Transparenz sind dabei die wichtigsten Aspekte. Der Energieverbrauch des Unternehmens wird durch IT-gestützte Nachhaltigkeitsprojekte gesenkt und IT-Systeme und -Tools ermöglichen eine nachhaltige Prozessoptimierung. Insbesondere engagieren sich Unternehmen auch in den Bereichen Data Analytics sowie Data Sourcing, da sowohl Green IT als auch IT for Green eine verlässliche Datenbasis benötigen. So konnten laut Google durch die Eco-Routen-Funktion von Google Maps die Treibhausgasemissionen um mehr als 500.000 Tonnen reduziert werden. Googles Ansatz in Bezug auf den Klimawandel besteht darin, die Verbraucher dabei zu unterstützen, bessere Entscheidungen zu treffen, und die Dekarbonisierung des Geschäftsbetriebs durch den Einsatz seiner Technologie zu fördern.

Ein passender Mikrotrend zu Green Tech ist z.B. Sustainable Data[3]. Daten entstehen jeden Tag auf der ganzen Welt und dies in enormer Menge. Die gewonnen Daten sind wertvolle Informationsquellen für den Privatsektor und auch für die Öffentlichkeit. Die gesammelten Daten können eine Schlüsselrolle für eine nachhaltige Entwicklung darstellen. Zum Beispiel sind die grossen Indexanbieter und Marktdatenfirmen dabei, Nachhaltigkeitsangebote aufzubauen oder zu kaufen. Die Nachfrage nach Nachhaltigkeitsdaten könnte das Volumen des Marktes für entsprechende Daten und Dienstleistungen in den nächsten fünf Jahren auf über 5 Mrd. USD3 ansteigen lassen.

Megatrend 2: Gesundheit

Als zentrales Lebensziel hat sich dieser Megatrend tief in das Bewusstsein, die Kultur und das Selbstverständnis von Gesellschaften eingeschrieben und prägt alle Lebensbereiche. Gesundheit und Zufriedenheit sind kaum noch voneinander zu trennen. Mit eigenständig erworbenem Wissen treten die Menschen dem Gesundheitssystem auf Augenhöhe gegenüber und stellen neue Erwartungen an Unternehmen und Infrastrukturen: Gesundheitsbewusste Menschen wollen sich in gesundheitsfördernden Lebenswelten bewegen und fordern dies als neuen Normalzustand ein. In den Unternehmen übernehmen die Personalabteilungen zunehmend Aktivitäten des betrieblichen Gesundheitsmanagements und entwickeln Präventionsprogramme für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Dabei geht es nicht nur um gesunde Ernährung z.B. in der Kantine, sondern auch um den Umgang mit Stress, Konflikten oder die Gestaltung des Arbeitsplatzes (Licht, Luft, Pflanzen etc.), um Mitarbeitende zu halten oder neue Talente zu gewinnen.

Makro- & Mikrotrend im Kontext des Megatrends Gesundheit

Der Makrotrend Digital Health[4] beschreibt den Einsatz von Soft- und Hardware zur Lösung von Problemen im Gesundheitsbereich. Es ist ein Oberbegriff für viele verschiedene Bereiche wie mobile Gesundheitsanwendungen, elektronische Patientenakten, tragbare Geräte mit Sensoren, Telemedizin und personalisierte Medizin.

Ein gleichberechtigter Zugang zu einer erschwinglichen und kompetenten Gesundheitsversorgung hat das Potenzial, die Lebensqualität der Patienten zu verbessern und die Abhängigkeit von Notfall- und Spätinterventionen zu verringern. Eine Reihe von vernetzten Gesundheitsgeräten verbessert nicht nur die Interaktion zwischen Arzt und Patient, sondern fördert auch die Selbstinteraktion der Patienten und damit die Gesundheitsvorsorge, was von der Weltgesundheitsorganisation als mHealth bezeichnet wird. Insbesondere mHealth-Geräte für die Prävention im Badezimmer sind in naher Zukunft relevant. Schon heute führen Menschen im Badezimmer unbewusst Gesundheitschecks durch, etwa indem sie sich auf einer Badezimmerwaage wiegen. Nun werden vernetzte intelligente Badezimmerwaagen zu echten Plattformen für die Gesundheitsüberwachung. Neue Optionen nutzen Technologien zur passiven Erfassung detaillierter Körpermaße und anderer Fitnesswerte, die über das Gewicht hinausgehen und auch eine bessere Vorhersage der langfristigen Gesundheit ermöglichen.

Der Mikrotrend mHealth[5] ist ein spezieller Aspekt von Digital Health. Er beschreibt die technischen Voraussetzungen, um gesundheitsrelevante Daten von mobilen medizinischen Geräten z. B. Fitnessarmbändern in übergreifenden Infrastrukturen z. B. über das elektronische Patientendossier (EPD) zu nutzen. Interoperabilität ist im Zusammenhang mit mHealth von großer Bedeutung, da sie die Grundlage schafft, behandlungsrelevante Gesundheitsdaten oder Vitalwerte der Bevölkerung mit mobilen Geräten oder Apps zu erfassen und im EPD zu speichern.

Die Megatrends Nachhaltigkeit und Gesundheit transformieren alle Lebensbereiche

Während die Zahl der Megatrends relativ klein ist und diese sehr langlebig sind, gibt es hingegen eine Vielzahl von sich im Zeitablauf schneller verändernden Makro- und Mikrotrends. Die mit ihnen verbunden Chancen und Risiken für die einzelnen Unternehmen zu verstehen ist durchaus komplex. In einer immer volatileren Umwelt ist es jedoch wichtig, die für den unternehmerischen Erfolg relevanten Entwicklungen und Trends in einem ersten Schritt zu identifizieren. Dazu gehört neben dem Erkennen von relevanten Trends auch die Analyse deren Impact auf den einzelnen Unternehmensebenen. Gerne diskutieren wir unsere Findings mit Ihnen.


Quellen

[1] Deloitte 2021, UBS, Sustainable Finance – Ten trends for 2021, 2022 Deloitte: Banking and Capital Markets, 2022 Accenture: Banking Top 10 Trends

[2] 2022 Forbes: Green Technology, 2022 Deloitte: Tech Nachhaltigkeitsstrategien

[3] UBS, Sustainable Finance – Ten trends for 2021, 2023

[4] 2022 McKinsey: Digital Health for Equity, 2022 Forbes: Digital Health

[5] https://www.e-health-suisse.ch/gemeinschaften-umsetzung/ehealth-aktivitaeten/mhealth.html

Joël Eugster

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