Core Banking Radar – «Mambu – ein Kernbankensystemhersteller neuer Generation setzt auf SaaS»

Der Core Banking Radar von Swisscom und dem Business Engineering Institute St. Gallen (BEI) analysiert seit 2017 die gängigsten und aufkommende Kernbankensysteme in der Schweiz in regelmässigen Abständen mit einem umfangreichen Beurteilungsmodell. Der neuste Artikel beleuchtet das deutsche Neo-System Mambu und  zeigt Erfolgsfaktoren für die Nutzung dieses auf SaaS basierenden Kernbankensystemen auf.

Dies ist ein Auszug aus der ausführlichen Publikation.

Neo-Kernbankensysteme mit neuen Features sowie grosser Flexibilität und Leistung zu kompetitiven Preisen drängen vermehrt auf den Schweizer Markt, wo sie sich jedoch zunächst beweisen müssen.

Mambu hat sich in den bald 10 Jahren seines Bestehens eine ansehnliche Basis von ca. 160 Kunden geschaffen. Der ursprüngliche Fokus lag auf Mikrofinanz-Institutionen, aber über die Jahre sind immer mehr Banken aus aller Welt hinzugekommen. Ermöglicht wird diese Internationalität durch Mambu’s Ecosystem-Ansatz bei der Regionalisierung: Mambu stellt den Betrieb eines Kernbankensystems mit den wichtigsten Kernfunktionalitäten bereit, während die erweiterte, massgeschneiderte funktionale Abdeckung je nach Bedürfnis der Kunden über lokale Anbieter sichergestellt wird.

Während Mambu im Vergleich mit etablierten Kernbankensystemen in der Schweiz bei der funktionalen Abdeckung viel mit integrierten Drittanbietern agiert, zeigt es in der nicht-funktionalen Unterstützung eine überdurchschnittliche Abdeckung.

Theoretisch kann eine Innovationsbank wie N26 aus unserer Sicht mit folgenden Funktionalitäten von Mambu laufen (welche Funktionalitäten von Mambu die Bank in Tat und Wahrheit nutzt, bleibt ihr Betriebsgeheimnis, denn die Kunden sind frei in der Entscheidung, was nach der Implementierung passiert):

Abbildung 8: Die potenziell von einer Innovationsbank wie N26 genutzten Mambu-Funktionalitäten

Grundsätzlich wird mit Mambu für eine Universalbank eine modulare Strategie (siehe drei Strategien im letzten Core Banking Radar-Artikel) anzustreben sein.

Kunden-/Kontoführung sowie die grundlegenden Funktionalitäten aus dem Zahlungsverkehr und der Finanzierung werden hierbei durch Mambu abgedeckt. Zusätzliche Funktionen werden über zu integrierende Umsysteme gelöst. So ist es möglich, den aktuellen Anforderungen, wie einer Begleitung von Customer Journeys, durch das Eingehen von Partnerschaften agil zu begegnen.

Für Privatbanken mit einem ausgeprägten primären Fokus auf das Anlage- und Beratungsgeschäft scheint die funktionale Abdeckung vorderhand noch als zu klein.

Für die Umsetzung von einem Projekt zur Integration von Mambu sind folgende Erfolgsfaktoren zu berücksichtigen:

  • Prioritätensetzung in der marktlichen Ausrichtung und verlässliche Partner, welche beispielsweise die Systemunterstützung in der Kundeninteraktion übernehmen
  • Hohes architektonisches Verständnis zur Orchestration der Integration und das Partnermanagement in der Bank, andernfalls sind hohe Gesamtkosten möglich
  • Aufbau eines umfangreichen IT-Knowhows innerhalb der Bank für eine schnelle Produkteinführungszeit und Umsetzung einfacher Lösungen mit eigener IT-Kompetenz
  • Weiterentwicklung der eigenen Plattform in einem schrittweisen technologischen Umbau
  • Geschäftsausrichtung, welche auf die Erschliessung von Ecosystemen und die Umsetzung neuer Geschäftsmodelle im Open Banking zielt

Sind diese Erfolgsfaktoren gegeben, kann Mambu die modulare Strategie einer Bank mit ihrem Ansatz des Composable Banking durchaus auch in der Schweiz unterstützen. Gut möglich, dass es Banken auch mit einem kleineren Spin-Off wagen, die Vorteile von Mambu zu nutzen, so wie es die niederländische Bank ABN AMRO mit N10 machte.  


Bereits erschienene Artikel
  • Clevere Kernbankensystemhersteller sind offen für Innovationen von aussen (erschienen 15. März 2018) Link
  • Experteninterview «Wir erwarten eher Evolutionen statt Revolutionen» (15. März 2018) Link
  • Leveris: Unterstützung der Bank im Mittelpunkt des digitalen Ökosystems (erschienen 23. August 2018) Link
  • «One Size doesn’t fit all»: Kernbankensystemhersteller setzen verstärkt auf digitale Ecosysteme (erschienen 30. Mai 2019) Link
  • SolitX: Smart Financial Contracts als neuer Ansatz der Systemunterstützung für Banken (erschienen 11. November 2019) Link
  • «Zufriedenheit der Banken mit ihrem Kernbankensystem: Ein Spannungsfeld?» (erschienen 10. Juli 2020) Link

Business Engineering Institute St. Gallen

Swisscom und das Business Engineering Institute St. Gallen (BEI) pflegen eine langjährige Partnerschaft im Rahmen des Kompetenzzentrums “Ecosystems”. Dieses bearbeitet Themen wie Ecosysteme, Digitalisierung, Transformation sowie Fragestellungen rund um die zukünftige Ausgestaltung der Finanzindustrie. Ergänzend zu den Forschungsaktivitäten führt das BEI Projekte zur Gestaltung und Umsetzung innovativer, branchenübergreifender Geschäftsmodelle durch.

Methodik des Kernbankenradars: https://ccecosystems.news/core-banking-radar-methodik/

Teambeiträge CC Ecosystems

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