Das war der Open Banking Summit 2023

Nach dem erfolgreichen Summit 2022 öffneten sich am 24. August bei Google in Zürich erneut die Türen für den diesjährigen Open Banking Summit 2023. Mit über 100 Teilnehmenden und hochkarätigen Referenten erwies sich das OpenBankingProject einmal mehr als eines der Unternehmensnetzwerke im Kontext von Open Banking.

Die Eröffnung durch Roi Tavor, Managing Director Google Cloud, und die Vorstellung der Agenda von Thomas Zerndt, CEO Business Engineering Institute, versprach einiges. Keynotes zum Stand von Open Banking in der Schweiz sowie im internationalen Kontext, Entwicklungen zur Open Economy sowie die Erkenntnisse zu PSD2/PSD3 sollten den Startpunkt des Programms bilden. Nach Key Notes zu konkreten Umsetzungsprojekten der Deutschen Bank, Hypothekarbank Lenzburg, dem Standardisierungsvorhaben „Open API Kundenbeziehung“ sowie einer Paneldiskussion, sollten dann die Gespräche und Diskussionen beim anschliessenden Apéro weitergeführt werden.

Hier nochmals ein Herzlichen Dank an den Gastgeber Google zur erneuten Möglichkeit diese Veranstaltungen in Zürich durchzuführen.

Zu Beginn gab Daniel Bänziger vom Business Engineering Institute einen Überblick über die treibenden Faktoren und aktuellen Rahmenbedingungen im Bereich Open Banking in der Schweiz. Mit Blick auf die sich ständig verändernde Landschaft wird deutlich, wie wichtig gemeinsame Standards und die Öffnung von Schnittstellen sind, um skalierbare Lösungen für den Zugang Dritter zu schaffen. Die aktuelle Landkarte der Standards, der wichtigsten Akteure und der laufenden Initiativen gibt ein klares Bild davon, dass ein Mehrwert für den Endkunden vorhanden sein muss. Wie Bänziger es treffend formuliert: “Die Uhr tickt, der marktorientierte Ansatz ist auf dem Prüfstand”. Um Open Banking weiter voranzutreiben, sind wichtige Aktivitäten des OpenBankingProject.ch im Gange, darunter Smart Data Open API für Hypotheken und eine Open API für Kundenbeziehungen sowie die Entwicklung eines MVP für einen “digitalen Studentenausweis”.

Marie Walker, Open Futurist @ Radiam, gab einen Einblick in die globale Landschaft des Open Banking. Der übergreifende Trend in der Finanzindustrie ist eine Entwicklung hin zu mehr Offenheit, aber es ist wichtig zu wissen, dass Open Banking in den verschiedenen Ländern unterschiedliche Formen annimmt und oft über die traditionellen Grenzen hinausgeht. Es gibt eine bemerkenswerte Verlagerung hin zu Open Finance und Open Data, wobei betont wird, dass dies nicht nur ein regulatorisches oder technisches Unterfangen ist, sondern einen kundenzentrierten und branchenübergreifenden Ansatz erfordert. Der Schweizer Finanzplatz mit seiner einzigartigen Position kann hier als “Smart Mover” agieren.

Dr. Ortwin Scheja, Management Consultant der Berlin Group, ging auf die praktische Umsetzung von PSD2 ein. Das Konzept der Zahlungsaufforderung (Request to Pay) kristallisierte sich als potenzieller neuer Standard oder als Innovationsfeld für Kunden und Banken heraus. Dr. Scheja gab auch einen ausführlichen Überblick über die Entwicklungen im Open Banking und hob die bedeutenden Potenziale hervor, die von Banken realisiert werden können. Darüber hinaus gab er Einblicke in das, was wir mit PSD3 am Horizont erwarten können.

Im letzten Teil der Keynote-Präsentationen, hob Thomas Zerndt den Wert hervor, welche APIs den Banken bringen können. Die Möglichkeit des Direktvertriebs für Bankdienstleistungen durch die Bündelung von Services im Kontext von offenen Schnittstellen erweist sich als ein grosser Vorteil. Die übergreifende Botschaft: Open Banking ermöglicht es Banken, sich in vernetzten Geschäftsmodellen zu positionieren, mit einer Entwicklung hin zu offenen Daten und offenen Ökosystemen. Die Gewährleistung der Interoperabilität von Daten entlang der Kundenbeziehung mit einem branchenübergreifenden Standard bleibt ein wichtiges Ziel. Die digitale Identität im Kunden Wallet und das Streben nach einem offenen Ansatz für Daten werden die Zukunft des Bankwesens in einer zunehmend vernetzten Welt weiter prägen.

Kerstin Montiegel, Managing Director der Deutschen Bank, gab in ihrem Vortrag einen wertvollen Einblick in den Customer Life Cycle. Sie betonte, dass jeder Schritt Möglichkeiten bietet, das Gesamterlebnis des Kunden positiv oder negativ zu beeinflussen. In der sich rasant entwickelnden Finanzlandschaft von heute haben Real-Time-Fähigkeiten und Daten vor allem für FinTech-Unternehmen eine herausragende Bedeutung. Als kritisch bezeichnete sie das Fortbestehen zahlreicher Medienbrüche wie Fax und PDF im modernen Bankbetrieb und unterstrich die Notwendigkeit der digitalen Transformation. Die Bereitstellung von Microservices, den zunehmenden Trend, dass Kunden Bankinstrumente über ERP-Systeme integrieren, und die nahtlose Integration von Self Service Funktionalitäten mit der neuesten Technologie einschliesslich digitaler Identitätskonzepte und digitaler Signaturen sind dabei zentrale Aspekte, um das Bankerlebnis weiter zu verbessern.

André Renfer, Mitglied der Geschäftsleitung Hypothekarbank Lenzburg, beleuchtete in seiner Key Note das transformative Potenzial einer vernetzten Customer Journey im Finanzdienstleistungsbereich. Dies läutet eine neue Ära für Kunden und Banken ein, in der Embedded Finance der Schlüssel zum Erfolg ist. Die Kunden von heute wünschen sich zunehmend eine nahtlose Integration von Finanzprodukten in ihr tägliches Leben. Embedded Finance bietet den Weg zu diesem reibungslosen Erlebnis. Insbesondere BigTechs nutzen bereits Daten, um das Kundenerlebnis zu verbessern. Die Entwicklung von Betriebsmodellen, die den Schwerpunkt auf Kundenorientierung und effizientes Datenmanagement legen, ist von entscheidender Bedeutung. Die Herausforderung bleibt: Wie können sich Banken inmitten integrierter Nutzererfahrungen von Einzelhändlern und Tech-Giganten abheben? Eine klar definierte Strategie, sei es durch Banking as a Service oder alternative Ansätze, ist unerlässlich, um im digitalen Wettbewerb zu bestehen und mit Banken mit grösseren digitalen Budgets zu konkurrieren.

Ein weiteres Umsetzungsprojekt stellten, Martin Honegger, Director Intrum, und Bruno Kellenberger, CEO KYC Spider, vor. Open API Kundenbeziehung soll hier einen effizienter Servicebezug über digitale Kanäle durch die Interoperabilität von Identitäts- und Basisdaten gewährleisten. Die Vision hinter dieser Initiative ist es, eine selbstbestimmte digitale Kundenbeziehung zu schaffen, die sich über verschiedene Branchen erstreckt. Um dies zu erreichen, setzen sie auf standardisierte Bausteine, gemeinsame Implementierungsbemühungen, die Entwicklung praktischer Anwendungsfälle und die Einrichtung eines föderierten Systems. Dieses Projekt spiegelt einen zukunftsweisenden Ansatz zur Verbesserung des Kundenerlebnisses und der Service-Effizienz über Branchen hinweg wider.

Mit diesen Impulsen ging es dann in den letzten Programmpunkt, der sehr spannende Anregungen und Denkanstösse lieferte. Moderiert von Prof. Dr. Ulrike Baumöl (Professorin, Universität St. Gallen) vertieften Markus Naef (CEO, bexio), André Renfer, Urs Rhyner (Leiter ix.Lab, Inventx) und Richard Hess (Leiter Projekte Digitalisierung, Schweizerische Bankiervereinigung) die Themen des Abends vor dem Hintergrund des aktuellen Status Quo aus verschiedenen Sichtwiesen. 

Als eine Herausforderung wurde die mangelnde Konnektivität und das schleppende Tempo bei der Schaffung von Schnittstellen hervorgehoben. Zur Veranschaulichung wurde das Beispiel von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) angeführt, die durchschnittlich mit sechs verschiedenen Bankverbindungen jonglieren und es dort noch immer keine Vereinheitlichung gibt. Ein “Silicon-Valley-Ansatz” wurde als wesentlich erachtet, bei dem das Eingehen kalkulierter Risiken für Investitionen zu einer Notwendigkeit werden muss. Es wurde betont, wie wichtig eine offene Denkweise ist, da solche Veränderungen ohne die richtigen Leute an Bord nicht möglich sind.

Ein weiteres Leuchtturm Projekt stellt hierbei die Multibanking-Initiative dar, mit dem Ziel bis 2025 eine Abdeckung von über 60 % zu erreichen. Der Weg dorthin führt über eine weitere Öffnung und die Umsetzung weiterer Funktionalitäten über die Kontoanfrage hinaus. Es herrschte Einigkeit darüber, dass die Standards von den Bedürfnissen der Nutzer und nicht von den Banken diktiert werden sollten, vor allem im Zusammenhang mit Embedded Finance. Allerdings wurde auch eingeräumt, dass es ein langwieriger Prozess sein könnte, eine Standardisierung für alle Banken zu erreichen. Mit Blick auf die Vision für 2028 stellten die Teilnehmer zahlreiche positive Entwicklungen fest, darunter die Modernisierung der IT-Architektur und das Aufkommen von Initiativen wie Open Banking. Der Schlüssel liegt in einer effektiven Koordinierung, um Redundanzen zu vermeiden, und in der proaktiven Nutzung von APIs, um wirkungsvolle Anwendungsfälle zu implementieren und zu testen. Mit dem Aufkommen von Embedded Finance und Banking as a Service scheint der Zeitpunkt günstig zu sein, aber es bleibt entscheidend, Strukturen zu schaffen, verschiedene Geschäftsmodelle zu entwickeln und kulturelle Veränderungen zu fördern, um diese Veränderungen zu erleichtern.

Open Banking gewinnt weiter an Fahrt. Es zeigt sich, dass erste Konzepte nun bereits in ersten Anwendungen umgesetzt werden. Wir freuen uns schon jetzt auf die Veranstaltung im Jahr 2024, um die Erkenntnisse aus den Umsetzungsprojekten zu teilen und damit die weitere Entwicklung für den Schweizer Finanzplatz voranzutreiben.

Roger Heines

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