Open Banking – Ein Blick auf den aktuellen Stand in der Schweiz

Ende August hat der zweite Open Banking Summit der Schweiz stattgefunden – eine gute Gelegenheit, wieder einmal einen Blick auf das aktuelle Open-Banking-Geschehen in der Schweiz zu werfen. Verglichen zur Situation vor einem Jahr zeigen doch einige tolle Entwicklungen in Richtung Open Banking.

Besonders erfreulich ist, dass die vom OpenBankingProject.ch adaptierte Swiss NextGen API seit August auch bei der Berner Kantonalbank produktiv eingesetzt wird und für die BEKB die Basis für weitere Anwendungsfälle bildet. Darüber hinaus ist diese für die Schweiz adaptierte PSD2-API bereits seit April 2021 für die über 100 Finnova-Banken verfügbar und kann entsprechend rasch für die Umsetzung von konkreten Anwendungsfällen verwendet werden.

Der Bund bezieht seit Ende 2020 mit der Veröffentlichung des Strategiepapiers «Weltweit führend, verankert in der Schweiz: Politik für einen zukunftsfähigen Finanzplatz Schweiz» durch das Staatssekretariat für internationale Finanzfragen (SIF) klar Stellung und fordert eine Öffnung der Banken mittels Standards und international kompatible Rahmenbedingungen. Nicolas Brügger, Senior Policy Advisor des SIF, hat dies an einigen Anlässen, unter anderem auch dem Open Banking Summit mit viel Enthusiasmus vertreten. Sie beobachten die Entwicklungen wachsam und werden bei Bedarf weitere Massnahmen initiieren.

Mit viel Energie sind auch andere Projekte unterwegs. SIX mit ihrer Open-Banking-Plattform bLink hat die Zusammenarbeit mit Swisscom und Inventx angekündigt, um damit den Kunden des Swisscom Open Business Hub sowie der Inventx Open Finance Plattform technisch den Zugang zu ihrem Angebot zu ermöglichen. Darüber hinaus beteiligt SIX sich im Rahmen der Initiative OpenWealth Association an der Entwicklung von API-Standards für ein globales Wealth Management und kündigte für dieses Jahr bereits die Einbindung von drei der APIs in die Plattform bLink an.

Seitens der Branchenverbände sind auch die schweizerische Bankiervereinigung und Swiss Fintech Innovations koordinierend als Interessensvertreter der Banken aktiv. Erstere ist seit einigen Wochen nun auch aktiv im Entscheidungsgremium der Berlin Group vertreten, die international einsetzbare Open Banking-APIs entwickelt. Ein wichtiger Schritt, denn ohne internationale Interoperabilität und Berücksichtigung weit verbreiteter Standards insbesondere auch bei den Basisdienstleistungen (Kontoinformationen, Zahlungsinitiierung) wird die effektive Umsetzung von Open Banking in der Schweiz durch die Kosten der Spezifikation eigener Standards und der Entwicklung und Wartung der jeweiligen Software teurer und somit unattraktiv für innovative Drittanbieter und letztendlich auch die Banken und Kunden[1].

Diese Bewegung hin zur Internationalität ist auch interessant vor dem Hintergrund, dass es allein in der Schweiz mehrere API-Spezifikationen gibt und in der letzten Zeit vermehrt die Frage gestellt wird: Wie viele davon braucht die Schweiz und welche wird sich durchsetzen? Diese Frage zielt eigentlich in die falsche Richtung, zumindest wenn man sie auf den Vergleich der beiden API-Spezifikationen bLink Corporate API und der Swiss NextGen API reduziert. Hier geht es weniger um die API-Spezifikationen selbst, sondern um unterschiedliche Betriebsmodelle. Die API-Spezifikation von bLink wurde eigens für diese Plattform entwickelt und kann auch nur in diesem Kontext eingesetzt werden. Die Swiss NextGen API ist eine für alle interessierten Schweizer Finanzinstitute adaptierte Version der NextGenPSD2 API der Berlin Group und kann in hybriden und dezentralen Modellen eingesetzt werden.

Und was machen die Banken? Aus unserem Austausch mit ihnen sehen wir, dass immer mehr Banken das Thema Open Banking aufgreifen, in Initiativen mitwirken und ihre Erkenntnisse in ihre strategischen Überlegungen einfliessen lassen. Gemeinsam werden in OpenBankingProject.ch aktuell insbesondere in zwei Themenbereichen konkrete Bausteine für Open Banking in der Schweiz erstellt:

  • Customer Onboarding und KYC: Schaffung eines einheitlichen Vertrauensrahmen sowie die Harmonisierung von Datensets, Prozessen sowie technischen Schnittstellen zur Effizienzsteigerung bei der Identifizierung und Bewirtschaftung der Vertragspartei
  • Open Banking Network: Skizzierung eines Umsetzungsszenarios für die effiziente und nachhaltige Anbindung von Banken und Drittanbietern im Rahmen eines hybriden Modells, analog dem sehr erfolgreichen Setup in Grossbritannien

Unter dem Strich kann man also noch nicht von einem Durchbruch sprechen, ein gewisser Aufbruch ist jedoch durchaus spürbar. Dies ist auch unbedingt nötig, wenn die Schweizer Banken ihre Kunden weiterhin adäquat unterstützen und begleiten möchten. Ein kurzer Blick in die Geschichtsbücher macht klar, wie schnell der Wandel insbesondere an der Kundenschnittstelle aktuell stattfindet. Vom klassischen Bankschalter bis zum ersten Geldautomaten 1967 an der Bahnhofstrasse in Zürich sind Jahrtausende vergangen. Von diesem bis zum Online-Banking brauchte es rund 30 Jahre und von da an bis zum Mobile Banking gute 13 Jahre. Ein nächster Schritt wird das sogenannte «Embedded Banking» sein, welches ausführlich in diesem Artikel beschrieben wird. Open Banking ist für die Banken ein essenzieller Baustein dafür und es lohnt sich durchaus, sich jetzt aktiv damit zu beschäftigen.


[1] vgl. https://www.moneytoday.ch/news/wie-die-schweiz-die-besten-api-standards-bauen-kann

Simon Bleher

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