Open Banking: Das Thema legt auch in der Schweiz an Tempo zu

Letzte Woche fand am Dienstag, 17. September 2019 die Swiss Fintech Fair statt. Über 700 Besucherinnen und Besucher, darunter auch Bundesrat Guy Parmelin und die Zürcher Regierungsrätin Carmen Walker Späh, tauschten sich an über 50 Ständen und in zahlreichen Präsentationen aus. Das Kraftwerk in Zürich war sprichwörtlich energiegeladen und wo sich Fintechs, Banken, Kernbankensoftwarehersteller und weitere Akteure treffen, ist zurzeit das Thema Open Banking nicht weit.

Im Rahmen der Paneldiskussion «Quo vadis Open Banking Schweiz?» diskutierten Jürgen Petry (Swiss Fintech Innovations), Sven Siat (SIX Group), August Benz (Schweizerische Bankiervereinigung) und Thomas Zerndt (BEI) unter der Moderation von Gian Reto à Porta (Contovista) die Bewegungen der letzten 12 Monate in der Schweizer Open-Banking-Szene sowie zukünftige Entwicklungen, insbesondere natürlich auch ihrer eigenen Initiativen[1]. Dies sind die SFTI Common API, die SIX Corporate API, das OpenBankingProject.ch, initiiert unter anderem von der BEI St. Gallen, und die Arbeitsgruppe Open Banking der Bankiervereinigung. Letzteres ist ein tolles Zeichen für viele Anwesende, dass nach der ersten sehr zurückhaltenden Meldung[2] nun auch dieser für die Finanzindustrie wichtige Fachverband inhaltlich an diesem wegweisenden Thema arbeitet.

Vorgestellte Open-Banking-Initiativen

Die Initiative OpenBankingProject.ch wurde dieses Jahr auf Anregung der Gründungspartner DXC Technology, Ergon, Finnova, Finstar (Hypothekarbank Lenzburg), Universität Bern und BEI gestartet. Sie verfolgt das Ziel, die Schaffung neuer, innovativer Geschäftsmodelle und Ecosysteme zu begünstigen. Zu diesem Zweck bauen die Partner gemeinsam eine Wissensplattform, operationalisieren relevante API-Standards für die Schweiz in Zusammenarbeit mit weiteren interessierten Unternehmen (u. a. Fintechs und Banken) und veröffentlichen diese auf einem Developer Portal inklusive einer Sandbox für erste Tests. Seit September wirkt nun auch Avaloq als Partner mit, die Teilnahme steht weiteren Unternehmen offen.

Swiss Fintech Innovations ist ein Fachverband von Banken und Versicherern, der im Rahmen seines Projekts SFTI Common API breit abgestimmte, fachliche API-Standards für die Bereiche Kontoführung und Zahlungsverkehr definiert hat. In Kürze wird auch ein API-Standard für Kredite veröffentlicht, weitere API-Standards sind in Planung. Die Initiative ist in engem Austausch mit der SIX Corporate API.

Die SIX testet aktuell mit ihren Projektpartnern UBS, Credit Suisse, Abacus und Klara ihre SIX Corporate API. Diese wird in einer ersten Phase die Bedürfnisse von Firmenkunden im Bereich Kontoführung und Payments abdecken. Die Betriebsaufnahme soll in Kürze erfolgen. Der Ansatz einer zentralisierten Plattform mit einem Vertrag pro Bank und einem Vertrag pro Third Party Provider (TPP) führt in der aktuellen Ausbauphase zu Herausforderungen hinsichtlich der Vertragsgestaltung (z. B. Haftungsfragen) und der Sicherheitsanforderungen. Es müssen für alle gültige und von allen akzeptierte Regelungen gefunden werden.

Für die schweizerische Bankiervereinigung hat das Thema «Open Banking» nun strategische Priorität. Der Verband möchte in einem ersten Schritt analog seines Cloud-Leitfadens[3]3 insbesondere für die Banken eine Einführung ins Thema Open Banking und Empfehlungen festhalten. Dazu haben sie eine Arbeitsgruppe auch unter Einbezug von Vertretern externer Unternehmen initialisiert. Sicherheit und Marktintegrität sind zentrale Themen. Der Verband ist optimistisch, dass in der Schweiz dank dem Wettbewerb auch ohne Regulation schnell Fortschritte erzielt werden.

Zentrale Diskussionspunkte

Als kritische Erfolgsfaktoren für die Umsetzung von Open Banking in der Schweiz werden die Vernetzung und die Verwendung von Vorhandenem (z. B. bestehende Standards) angeführt. Dazu zählt nicht nur die adäquate Einbindung der relevanten Zielgruppen, sondern auch die Abstimmung der Initiativen untereinander. Die entsprechenden Kontakte sind gemäss Panel-Teilnehmern grösstenteils bereits etabliert und werden auch zukünftig gepflegt.

Einstimmig sind die Panel-Teilnehmer der Meinung, dass letztendlich der Kunde über die Verwendung seiner Daten entscheiden soll. Bezüglich des konkreten Datenzugriffs durch Dritte gibt es jedoch unterschiedliche Schattierungen (z. B. Ort der Initialisierung des Datenzugriffs, Verfahren zur Zahlungsfreigabe). Insbesondere sind dabei auch Haftungsthemen und die Sicherstellung der Einhaltung der rechtlichen und regulatorischen Vorgaben durch die Banken zu klären. Eine benutzerfreundliche Umsetzung wird jedoch unumgänglich sein, möchte man die Kunden nicht bereits bei den ersten Schritten wieder verlieren.

Mein Fazit zum Voranschreiten von Open Banking ist etwas zweigeteilt. Es freut mich persönlich sehr, dass das Thema zunehmend an Reichweite gewinnt. Die bis jetzt eher überschaubaren Erfolge der meisten Initiativen zeigen jedoch, dass noch viel Kraft, Zusammenarbeit und auch eine tüchtige Portion Mut nötig sind, damit neue Geschäftsmodelle genügend durchgängig unterstützt werden und die Schweizer Finanzindustrie wettbewerbsfähig bleibt. Im Rahmen von OpenBankingProject.ch werden wir zusammen mit unseren Partnern einen marktnahen Beitrag dazu leisten.


[1] siehe auch Tabelle in Blogbeitrag «Open Banking: Chance für die Schweiz, wenn wir die Kräfte bündeln»

[2] https://www.swissbanking.org/de/themen/digitalisierung/open-banking-und-standardisierte-schnittstellen-api-1/open-banking-und-standardisierte-schnittstellen-api

[3] https://www.swissbanking.org/library/richtlinien/cloud-leitfaden-wegweiser-fuer-sicheres-cloud-banking

Simon Bleher

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