Das war der Open Banking Summit 2024
Am Open Banking Summit 2024 mit über 150 Teilnehmern und hochkarätigen Referenten hat das OpenBankingProject.ch einmal mehr seine Bedeutung als wichtiges Business-Netzwerk im Bereich Open Banking unter Beweis gestellt. Aufbauend auf dem Erfolg der letzten Jahre fand der Open Banking Summit am 21. August 2024 bei Google in Zürich statt. Die Veranstaltung bot eine Fülle von aufschlussreichen Präsentationen, innovativen Anwendungsfällen und spannenden Diskussionen und lieferte einen Benchmark für die Zukunft des Open Banking in der Schweiz und darüber hinaus.
Eröffnungsanmerkungen
Der Gipfel begann mit einer herzlichen Begrüßung durch Gregor Kaelin, Head of Financial Services bei Google Cloud, der die Veranstaltung moderierte, und Thomas Zerndt, CEO des Business Engineering Institute St.Gallen (BEI), der die Bedeutung kundenorientierter Ansätze in der Open-Banking-Initiative hervorhob und die Rolle des gemeinsamen Wissens und der Zusammenarbeit innerhalb der Community betonte.
Open Banking im internationalen Kontext
Zu Beginn des nächsten Tagesordnungspunktes “Open Banking im internationalen Kontext” gab Dr. Maurizio Singh, Leiter Banking & Digital Ecosystems beim DSGV, einen Rückblick auf die Entwicklung der PSD-Regelungen in Deutschland. Nach fünf Jahren PSD2 bewertete er sowohl die positiven Effekte wie die erhöhte Sicherheit im Zahlungsverkehr, die Schaffung neuer Use Cases und jährliche Mehreinnahmen im EU-Zahlungsverkehrsmarkt durch TPPs als auch verbesserungswürdige Aspekte wie den hohen Drop-Out von Open-Banking-Nutzern aufgrund wiederholter Zustimmungserfordernisse, das Ausbleiben grundlegender Veränderungen in der Datensparsamkeit der Finanzinstitute und die unzureichende Kommunikation des Kundennutzens. Er erörterte auch geplante Weiterentwicklungen im Kontext von PSD3, PSR & FIDA.
Open Banking im nationalen Kontext
Das zweite Traktandum “Open Banking im nationalen Kontext” wurde von Nicolas Brügger, stellvertretender Leiter Kapitalmärkte & Infrastruktur beim SIF, eingeleitet, der einen Überblick über die Haltung der Schweiz zu Open Finance gab. Er berichtete über drei Ziele für Open Finance in der Schweiz: Innovationsfähigkeit, Selbstbestimmung der Kunden und Wettbewerbsfähigkeit, die durch gemeinsame Standards, die Öffnung von Schnittstellen und skalierbare Lösungen erreicht werden sollen.
Im Anschluss an die Ausführungen von Nicolas Brügger präsentierten Michael Müller, Partner und Mitbegründer von Acrea, und Prof. Dr. Kerstin Windhövel, Geschäftsführerin von wincon, das Konzept der “offenen Rente”, um den Bedenken der Schweizer Bevölkerung hinsichtlich der Altersvorsorge und der Notwendigkeit transparenter, umfassender Nachverfolgungssysteme Rechnung zu tragen, die in der Schweiz im Vergleich zu vielen europäischen Ländern derzeit fehlen. Müller und Windhövel betonten die Notwendigkeit eines kollaborativen Ansatzes bei der Einführung, der die Unterstützung von oben nach unten durch die Regulierungsbehörden mit Pilotprojekten von unten nach oben durch die Akteure der Gemeinschaft kombiniert.
Impulse für digitale Kundenzentrierung
Im nächsten Event-Slot “Impulse für digitale Kundenzentrierung” wurden mehrere umzusetzende Use Cases vorgestellt, die die praktischen Anwendungen und Vorteile von Open Banking aufzeigen.
Zuvor stellte Eva Selamlar FIND vor, das im Auftrag des Bundesrates auf Basis des Digital Finance Reports zur Stärkung des Finanzplatzes Schweiz als Concierge Desk für Finanzinnovationen initiiert wurde. Das FIND-Ökosystem vereint zahlreiche Akteure u.a. aus Wissenschaft, öffentlichen Institutionen und Industrievertretern und adressiert folgende Handlungsfelder: Digital Assets, Open Finance, Markt, KI, Sustainable Finance, Infrastrukturtechnologien und Finanzbildung. Selamlar betonte die Wichtigkeit von Initiativen wie dem OpenBankingProject.ch und bekräftigte die Vision des zustimmungsgesteuerten Datenaustauschs innerhalb eines unternehmensübergreifenden Vertrauensnetzwerks.
Martin Honegger, Direktor bei Intrum, Thomas Zerndt und Peter Schäuble, CEO bei Euro Spider, begannen die Use Case Pitches mit dem übergreifenden Rahmen – einer offenen API-Kundenbeziehung – der vorgestellten Use Cases. Ziel ist es, standardisierte Bausteine zu etablieren, die eine offene Kundenbeziehung im Netz ermöglichen, z.B. durch Credentials, die anwendungsfallübergreifend zur Kundenidentifikation im Rahmen der Kontoeröffnung, des Leasings eines Autos, der Anmietung einer Wohnung oder beim Kauf von Alkohol genutzt werden können.
Der erste Anwendungsfall “Konsum” wurde von André Renfer, Geschäftsführer von partes, am Beispiel der Wiederverwendung von Kundendaten im Rahmen der Eröffnung eines Kundenkontos bei einem Händler, der Bestellung und Bezahlung von Konsumgütern, der Integration von Finanzprodukten wie Kreditauszahlungen und der Abwicklung von Mängeln und Retouren vorgestellt.
Eliane Albisser, Head of Product bei Contovista, präsentierte den zweiten Use Case “Steuern”, bei dem ein Steuerassistent entwickelt werden soll, der die Abwicklung der komplexen Schweizer Steuerbestimmungen für Privatpersonen unterstützt. Über eine zentrale Plattform mit offenen APIs wird es möglich sein, steuerrelevante Konten und Vermögenswerte auszuwählen und auf die Plattform zu importieren, wobei bestehende Personendaten und alle steuerrelevanten Transaktionen nach Bestätigung des Kunden automatisch für die Steuererklärung übernommen werden.
Der dritte und vierte Anwendungsfall, “Vermietung” und “Wohneigentum”, wurden von Daniel Baur, CEO & Co-Founder von eMonitor, vorgestellt. Da die Suche nach einer neuen Wohnung oft langwierig ist und rund 40 Personen involviert sind, bis ein Mietvertrag unterschrieben ist, besteht das Ziel des Anwendungsfalls darin, den Bewerbungsprozess zu digitalisieren und in nur 5 Klicks zur Miete zu gelangen, bestehend aus der Bewerbung, dem Kennenlernen des Kunden, der Abfrage des Kreditscores, der Unterzeichnung des Vertrags und der Bereitstellung weiterer Bankdienstleistungen wie Mietkautionskonten. In ähnlicher Weise wird der Anwendungsfall auf den Kauf von Immobilien angewandt, der in nur sechs Klicks abgewickelt wird und die Bewerbung für die Immobilie, den Kennenlernprozess, einen Finanzpass und die anschließende Reservierung, Anzahlung und Finanzierung der Immobilie umfasst.
Patrick Humbel, Berater bei Ergon, präsentierte den letzten Use Case “Wallet” am Beispiel der Schweizer eID, die auf dem Konzept der Self Sovereign Identity basiert und es den Bürgern ermöglicht, authentifizierte Ausweise für ihre Identifikation in ihrer eigenen Wallet zu halten und diese selbstbestimmt und ohne Medienbrüche, zum Beispiel bei Onboarding-Prozessen, auszugeben.
Podiumsdiskussion
Zum Abschluss des Open Banking Summit moderierte Prof. Dr. Ulrike Baumöl, Professorin an der Universität St. Gallen, eine Podiumsdiskussion mit Dr. Maurizio Singh, Eva Selamlar, Samuel Scheidegger, CPO bei Finnova, und Nicolas Brügger über ihre persönlichen Erkenntnisse und Branchenperspektiven zu Open Finance. Jeder Podiumsteilnehmer erzählte von seinen persönlichen “Aha-Erlebnissen” bei der Erfüllung von Kundenbedürfnissen, die von nahtlosen Onboarding-Prozessen im digitalen Banking bis hin zu fortschrittlichen Dateneinblicken für den Kunden reichen. Schließlich wurde in der Diskussion auch betont, dass der Erfolg von Open Finance davon abhängt, dass Finanzdienstleistungen durch die Zusammenarbeit im Rahmen von öffentlich-privaten Partnerschaften leichter zugänglich, intuitiv und auf individuelle Bedürfnisse zugeschnitten sind.
Schlussfolgerung und Ausblick
Der Open Banking Summit 2024 machte die rasanten Fortschritte im Bereich Open Banking und Open Finance deutlich. Auf der Veranstaltung wurden nicht nur strategische Erkenntnisse und regulatorische Entwicklungen vorgestellt, sondern auch praktische Anwendungen, die die Finanzdienstleistungslandschaft umzugestalten beginnen. Mit Blick auf den nächsten Open Banking Summit am 21. August 2025 erwarten wir weitere Fortschritte und die Vorstellung neuer Initiativen, die die Entwicklung des Schweizer Finanzplatzes weiter vorantreiben werden.
- Das war der Open Banking Summit 2024 - 31.08.2024
- Workshopreihe «digitale Kundennähe» - 18.06.2024
- Empfohlene Rollenprofile im Kontext von Open Banking für Schweizer Bankengruppen - 21.11.2023