Core Banking Radar – «Vault Core – ein hyperkonfigurierbares Neo-Core-Banking-System von Thought Machine»

Der Core Banking Radar  analysiert seit 2017 in regelmässigen Abständen die gängigsten sowie neu aufkommende Kernbankensysteme in der Schweiz mit einem umfangreichen Beurteilungsmodell. Die neuste Publikation des Kernbankenradars befasst sich mit dem Neosystem Vault Core der britischen Firma Thought Machine, das mit einer Cloud-nativen Plattform darauf abzielt, bewährte Praktiken der Softwareentwicklung von Technologieunternehmen zu übernehmen und Banken die Flexibilität zu geben, jedes beliebige Produkt mit Smart Contracts zu entwickeln.

Dies ist ein Auszug aus dem ausführlichen Artikel.

Bei der Umgestaltung der IT in der Bank wird häufig die gesamte Frontarchitektur abgekoppelt vom Backend neu strukturiert. Durchgängigkeit, ein gut integriertes Backend und hohe Automatisierung gehen zugunsten des unmittelbaren Nutzens einer verbesserten Front vergessen und die Komplexität des Backends steigt.

Softwareentwickler von Technologiefirmen, welche die Architektur einer Bank anschauen, sehen darin einiges an Verbesserungspotenzial: 

  • Durchgängige, effiziente Unterstützung der Prozesse und saubere Strukturierung des Backends.
  • Schnelle Einführung neuer Produkte durch die Bank selbst, ohne Abhängigkeit vom Kernbankensystemhersteller, und eine flexible Abbildung der Kundenverträge in Smart Contracts.
  • Offene Programmierschnittstellen (Open APIs), welche die Anbindung (und das Entfernen) von Umsystemen erleichtern und damit einen schlanken und schnellen Kern ermöglichen.
  • Eine durchgängige 24/7-Verarbeitung durch das Vorhalten sämtlicher Daten in Echtzeit und den Verzicht auf bekannte und teilweise auch fehleranfällige Batchjobs.

Auf diesen Grundsätzen beruht auch das Neo-Kernbankensystem von Thought Machine, welches von einem Ex-Googler ins Leben gerufen wurde.  

Aufbau von Vault Core

Architektonisch verfolgt Vault Core einen zweischichtigen Ansatz: Einerseits gibt es einen gemeinsamen Platform Layer, welcher standardisiert und für die gesamte Kundschaft verfügbar ist. Dieser Teil des Systems wird von Thought Machine gewartet und führt eine Reihe von Schlüsselfunktionen in der Engine aus – einschließlich der Schnittstelle zu den APIs, der Kontoverwaltung, der Planerfunktion und der Festlegung von Rollen und Berechtigungen.

Andererseits gibt es den sogenannten Configuration Layer, welcher kundenspezifisch für die Konfiguration der Bankprodukte bestimmt ist. In dieser Konfigurationsschicht, die sich im Besitz der Endnutzenden befindet, passt die Bank das System an ihre spezifischen Bedürfnisse an, indem sie eigene Workflows, Berechtigungen und den Datenfluss definiert sowie jede Art von Produkt mittels Smart Contracts erstellt. Mit Smart Contracts besitzen die Banken das Produkt auf Code-Ebene, ohne von der Roadmap des Anbieters (und damit von Thought Machine) abhängig zu sein.

Systemunterstützung mit Vault Core

Vault Core eignet sich zur schnellen Reaktion auf Kundenbedürfnisse und zum Ausprobieren innovativer Bankprodukte, die mit einem klassischen Kernbankensystem nicht möglich oder zu aufwendig sind. Je nach Business Case ist es allenfalls notwendig, Drittapplikationen für den Bezug weiterer Daten mittels API anzubinden.

Vault Core kann entweder als Plattform für die Entwicklung eines neuen Bankensystems genutzt werden oder um bei Banken mit über die Jahre komplexer gewordenen Architekturen Applikationen zu sammeln und Schritt für Schritt mit einer modernen, sauberen Architektur abzudecken.

Erfolgsfaktoren

Nennenswerte Erfolgsfaktoren für den Einsatz von Vault Core bei einer Bank sind insbesondere:

  • IT-Knowhow innerhalb der Bank bzw. ihres Providers
    Die Bank oder ihr Provider müssen die Verantwortung für die IT-Architektur sowie das Providermanagement übernehmen. Das saubere Zusammenführen der zusätzlich benötigten Front- und Backapplikationen und eine einheitliche, zukunftsfähige Integrationsarchitektur (Plattform, Workflows, …) erfordern grosses IT-Knowhow, da ansonsten der «Best of Breed»-Ansatz zuerst die Komplexität und letztlich auch die Betriebskosten in die Höhe treibt.

  • Konsequente API-Strategie
    Zur Nutzung der konzeptionellen Offenheit des Systems ist die Anbindung von Systemen mit offen zugänglichen Schnittstellen erforderlich. Dies ermöglicht der Bank auch, Open Banking in der IT-Architektur zu berücksichtigen und im Sinne der Endkund*innen nachhaltig umzusetzen.

  • Entwicklung rollengerechter Frontends
    Für den optimalen Einsatz von Vault Core ist es für die Bank unverzichtbar, für Kund*innen, Kundenberatende und Expert*innen ein jeweils spezifisches, integriertes Frontend zu entwickeln oder von Dritten zu beziehen.
  • Prozesskompetenz
    Zur Sicherstellung einer durchgängigen und effizienten End-to-End-Steuerung der eigenen Prozesse, Eigenständigkeit in der Governance und gutes Einpassen in das Release-Management von Vault Core bei gleichzeitiger Abstimmung mit anderen Architekturbestandteilen ist eine hohe Prozesskompetenz innerhalb der Bank oder bei Partnern erforderlich.
  • Nutzung der Potenziale der eingeschlagenen Strategie
    Durch den flexiblen Einsatz von Vaults Produktentwicklungsfunktionalitäten für die zeitnahe Bereitstellung neuer Services oder durch die Nutzung von Daten in Echtzeit – beispielsweise zur Senkung von Prozesskosten, Weiterentwicklung von Services oder Bereitstellung kundenspezifischer Produktvorschläge – kann die Bank vorher unerschlossene Einnahmequellen generieren.

Already published as part of the Core Banking Radar series

Christine Popp

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